Das Goldloch am Grimming
Viele Sagen berichten von den ungeheuren Schätzen im Grimming. Alte
Ennstaler pflegten zu sagen: "Wenn die Leut' wüßten, was im Grimming für
Schätze sind, würde man ihn mit Multern (Backtröglein) abtragen." Auf
dem Grimming ist ein Goldloch, so eng wie die hölzernen Rauchabzüge der
einstigen Rauchstubenhäuser. Kein Mann, sondern nur ein Knabe kann durch
die Öffnung schlüpfen.
Einmal kamen drei Goldsucher aus Italien
hierher. Sie überredeten einen jungen Schafhirten, banden ihn an ein
Seil und ließen ihn in das Goldloch hinab. Der Bub musste edles Gestein
in ihre Ranzen füllen, die sie wieder aufzogen. Zu allerletzt aber
suchten sie das Weite und ließen ihren Helfer unten zurück, damit er
nichts verraten konnte. Auf einmal stand ein Bergmännlein vor dem
Hirten, führte ihn ins Freie und sagte: "Jetzt geh zu dem Wirt in
Espang. Dort sitzen die drei Schurken. Tritt auf sie zu und sage nur:
"So, jetzt bin ich auch da!" Der Hirt tat, wie ihm geheißen, und begab
sich auf den Weg zum Wirt in Espang bei St. Martin. Als er die Gaststube
betrat, fand er dort tatsächlich die Übeltäter und er sagte: "So, jetzt
bin ich auch da!" Erschrocken sprangen die drei auf und entflohen, ohne
ihre Ranzen mitzunehmen.
Das zurückgelassene Gold gehörte nun dem Schafhirten, dessen Kleider überdies mit Goldstaub bedeckt waren, so dass er dafür hundert Gulden erhielt.